Er blieb einfach im Mund - und blieb und blieb und blieb ...

Tokajer Wein

...so soll der Weinkenner Michael Broadbent einst über den Tokajer geschwärmt haben. Fakt ist: Tokajer Wein ist eine Besonderheit - geschmacklich aber auch geschichtlich. Ob er einem am Ende wirklich schmeckt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Nichtsdestotrotz ist er ein beliebtes Urlaubsmitbringsel aus Ungarn. In Ungarn selbst hat er seinen festen Platz bei besonderen Festen wie Hochzeiten und Geburtstagen. Je nach Qualität (einfacher gesprochen: je nach Konzentration) wird er in nur kleinen Mengen genossen, ähnlich einem Likör oder Schnaps.

Der Tokajer Wein gilt als der erste Süßwein der Moderne. Erste Erwähnungen des Tokaji Aszú finden sich in Schriften aus dem 16. Jahrhundert. Die erste Beschreibung seiner Herstellung datiert aus dem darauf folgenden Jahrhundert. Die schnelle Verbreitung dieser besonderen Weinspezialität an den Königshöfen (Ludwig der XIV.) und Zarenhöfen bescherte im bald den Namenszusatz "Wein der Könige, König des Weins".

Was macht den Tokajer Wein so besonders?

Die besondere Art der Herstellung ist es, die den Tokajer so außergewöhnlich macht. Er wird aus geschrumpften Trockenbeeren hergestellt, welche durch eine Edelfäule (durch den Schimmelpilz Botrytis cinerea) am Rebstock bereits eine natürliche Mostkonzentration gewonnen haben. Die Edelfäule tritt dabei nicht zwangsläufig auf, sondern ist wetterabhängig, wodurch die Herstellung des Tokaji sehr teuer und risikobehaftet sein kann.

Aus diesen edelfaulen, geschrumpften Trauben entsteht zusammen mit einem "Grundwein" die Grundlage für den Tokajer. Im Rahmen einer sehr langsamen Gärung (bis zu 15 Jahre) entstehen in kleinen Eichenfässern die begehrten Süßweine. Ein hier heimischer Schimmelpilz (Cladosporium cellare) siedelt sich dabei auf den Fässern an und ernährt sich von dem durch das Holz dringenden Alkohol. Das dadurch entstehende, einzigartige Mikroklima in den Weinkellern der Tokaj-Region verleiht dem Wein seinen besonderen Ausdruck.